Claudia Huber ist Dentalassistentin und weiss, dass das Zähneputzen für Kinder eine motorische Meisterleistung ist. Als Schulzahnpflege-Instruktorin besucht sie Kindergärten und Schulen und zeigt Kindern, wie sie richtig Zähne putzen. Den Eltern sagt sie: «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.»
In der Regel wird die Zahnknospe bereits in der achten Schwangerschaftswoche gebildet. Damit ist die Basis für die weitere Zahnentwicklung geschaffen. In welchem Tempo diese aber voranschreitet, kann sehr unterschiedlich sein, erklärt Claudia Huber: «Während bei den meisten Babys mit rund sechs Monaten der erste Milchzahn durchbricht, kommen einzelne bereits mit Zähnen auf die Welt.» In diesem doch eher seltenen Fall werde die Mutter wohl eher früher als später mit dem Stillen aufhören, schmunzelt Claudia Huber.
Funktion der Milchzähne
Das Milchgebiss mit 20 Zähnen sei mit ungefähr drei Jahren vollständig, erklärt Claudia Huber. Später werden die Milchzähne durch die bleibenden Zähne ersetzt. Die Milchzähne dienen somit als Platzhalter, helfen beim Zerkleinern der ersten festen Nahrung und fördern die Sprachentwicklung.
Ungefähr mit sechs Jahren wird die Milchzahnwurzel durch die nachrückenden bleibenden Zähne aufgelöst. Wackelt ein Zahn, würden die Kinder automatisch mit der Zunge dagegen drücken oder mit den Fingern daran ziehen. Ist der Widerstand noch gross, sei aber Geduld gefragt, bis sich zumindest die eine Seite des Zahns ganz gelöst hat. Im Normalfall wachsen die bleibenden Zähne rund drei Wochen nach dem Ausfallen der Milchzähne nach. Die Lücke muss nicht besonders behandelt werden – es empfiehlt sich, nicht zu stark mit der Zahnbürste darüber zu schrubben.
Wann mit dem Zähneputzen beginnen?
Es gibt Spielzeuge, die Zahnbürsten ähneln und den Babys schon mit ein paar Monaten in das Händchen gegeben werden dürfen / können. «Wenn der erste Zahn durchgebrochen ist, ist es Zeit fürs richtige Zähneputzen – grundsätzlich auch dann schon, wenn das Baby noch keine feste Nahrung zu sich nimmt», erklärt Claudia Huber. Einerseits wird dadurch der Zahn gleich von Anfang an gesund gehalten und andererseits gewöhnt sich das Baby/Kleinkind so schon früh an das Zähneputzen. «Wird das Kind noch gestillt, reicht es, einmal am Tag zu putzen. Isst es jedoch am Tisch mit, sollten die Zähne zweimal – im besten Fall dreimal – täglich geputzt werden.»
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Claudia Huber befürwortet es, wenn Eltern die Selbstständigkeit ihrer Kinder fördern und sie zum selbstständigen Zähneputzen ermuntern. Schliesslich besucht sie regelmässig Kindergärten und Schulen, um mit den Kleinen das richtige Zähneputzen zu lernen. Dennoch appelliert sie an die Eltern, dass diese mindestens einmal am Tag, bestenfalls am Abend, die Zähne gründlich nachputzen. «Das Zähneputzen ist für Kinder eine motorische Meisterleistung», hält sie fest. Die Handgriffe und Abläufe seien für die Kleinen eine Herausforderung, weshalb es die Unterstützung der Eltern bis mindestens Ende des ersten Schuljahres brauche. «Sobald das Kind eine flüssige Handschrift hat, kann man davon ausgehen, dass ihm auch das ordentliche Zähneputzen gelingt», gibt Claudia Huber als Anhaltspunkt.
Videoanleitung Zähneputzen
Wenn die Kinder das Zähneputzen verweigern…
… braucht es Nerven und Geduld von den Eltern. «Trotzphasen gibt es bei Kindern immer wieder – davon bleibt auch das Zähneputzen nicht verschont», weiss Claudia Huber auch aus eigener Erfahrung mit ihren Kindern. Dann gebe es nichts anderes, als dranzubleiben und den Kindern aufzuzeigen, dass kein Weg am Zähneputzen vorbeiführt.
Mit den richtigen Utensilien ans Werk: Die Wahl der Zahnbürste und Zahnpasta
«Bei der Kinderzahnbürste ist es wichtig, dass die Grösse des Bürstenkopfs für das Alter angemessen ist», sagt Claudia Huber. Bei den meisten Zahnbürsten stehe jeweils, für welches Alter sie geeignet sind. Ein guter Griff und weiche Borsten sind bei Kleinkindern ebenfalls wichtig. «Es gibt unzählige verschiedene Produkte auf dem Markt. Am besten probiert man einfach aus, mit welchem Modell das Kind am besten klarkommt.» Eine Zahnbürste sollte ausserdem regelmässig, rund alle drei Monate, ausgewechselt werden.
Bei der Wahl der richtigen Zahnpasta verhält es sich ähnlich. Auch diese muss dem Alter entsprechend ausgesucht werden. Und das hängt hier vor allem mit dem darin enthaltenen Fluorid zusammen. Ein sogenanntes Spurenelement, das die Zähne widerstandsfähig macht gegen Karies. Mit steigendem Alter ist der Fluoridanteil in der Zahnpasta höher. «Viele Leute verwechseln Fluorid mit dem giftigen Gas Fluor. Fluorid ist in der richtig dosierten Menge nicht giftig, sondern eben ein wichtiges Spurenelement, das zur Erhaltung von gesunden Zähnen beiträgt», klärt Claudia Huber auf. Dennoch sollte die Zahnpasta nicht geschluckt, sondern ausgespuckt und der Mund gespült werden. Zahnpasten, die beispielsweise nach Kaugummi schmecken, «versüssen» zwar das Zähneputzen, verleiten aber zum Schlucken und sollten daher mit Vorsicht verwendet werden. Allgemein gilt: Ein Tupfer Zahnpasta in der Grösse einer Erbse reicht, um die Zähne sauber zu putzen.
Süsse Alternativen
Natürlich dürfen Eltern auch mal ein Auge zudrücken, wenn Kinder etwas naschen wollen. Das bestätigt auch Zahnfrau Claudia Huber – unter der Voraussetzung, dass die Zähne anschliessend gut geputzt werden. Dennoch sei bei der Wahl der Lebensmittel etwas Achtsamkeit gefragt. Denn auch vermeintlich gesunde Lebensmittel können Karies verursachen. Gerade verarbeitete Lebensmittel enthalten allgemein mehr Zucker. «Ein Fruchtjoghurt enthält rund vier Würfelzucker. Wählt man stattdessen ein Naturjoghurt und fügt selbst Früchte hinzu, verringert sich die Zuckermenge.» Es lohne sich daher, wenn man sich ab und zu die Inhaltsstoffen zu Gemüte führe und sich dadurch wieder bewusst werde, wie viel Zucker in gewissen Produkten versteckt ist. Auch Früchteriegel oder Dörrfrüchte können trügerisch sein. Gerade Dörrfrüchte bleiben häufig an den Zähnen kleben und enthalten durch das entzogene Wasser konzentrierten Zucker.
Gute Alternativen für kleine Naschkatzen sind Produkte mit dem Zahnmännchen drauf. Sie enthalten andere Süssungsmittel, die den Zähnen nicht schaden. Achten Sie darauf, dass es sich um das offizielle Zeichen mit dem Zahnmännchen unter dem Regenschirm handelt.
Äpfel und Rüebli sind beispielsweise nicht nur reich an Vitaminen, sondern im Gegensatz zur Banane auch unbedenklich für die Zähne. Sie dürfen auch mal nach dem Zähneputzen gegessen werden – ohne, dass gleich nochmals nachgeputzt werden muss.
So klappt das Zähneputzen
Zähneputzen muss kein Drama sein. Es kann auch Spass machen – oder zumindest ohne Kampf, Streit oder Quengelei vonstattengehen. Mit ein paar Tricks schaffen Sie es, Ihr Kind fürs Zähneputzen zu motivieren.
- Geben Sie nicht auf. Trotzphasen gehen auch beim Zähneputzen vorüber.
- Eine bewusste Haltung ist entscheidend: Vermitteln Sie klar und verständlich, wie wichtig das Zähneputzen ist. Brechen Sie nicht ein, auch wenn es nervenaufreibend ist. Denken Sie daran: Sie tun Ihrem Kind etwas Gutes.
- Entwickeln Sie mit Ihrem Kind ein Zahnputzspiel oder -lied. Jagen Sie beispielsweise gemeinsam Zahnteufelchen: «Wo siehst du ein Zahnteufelchen und welche Farbe hat es?» Oder singen sie ein bekanntes Lied mit angepasstem Text – zum Beispiel auf die Melodie von «ABC – die Katze lief im Schnee»: Putz, putz, putz runter mit dem Schmutz, die Zähne müssen sauber sein, dann kommen keine Löcher rein. Putz, putz, putz runter mit dem Schmutz…
Claudia Huber
Claudia Huber ist Dentalassistentin in einer Zahnarztpraxis. Als «Zahnfrau» besucht sie Kindergärten und Schulen und bringt dabei den Kindern das richtige Zähneputzen bei.