Jedes dritte Kind erlebt im Laufe seiner Entwicklung eine Schlafstörung. Diese führen dazu, dass Kinder nicht einschlafen können, nachts mehrfach aufwachen oder intensiv träumen. Eine häufige Ursache dafür: «Vielfach überschätzen Eltern den Schlafbedarf ihrer Kinder, was zu unruhigen Nächten führen kann», sagt Caroline Benz, leitende Ärztin Lehre am Kinderspital Zürich, im Allegra-Podcast.
Wie viele Stunden Schlaf brauchen Kinder?
Caroline Benz nennt nicht gerne Richtwerte. «Der Schlafbedarf eines Kindes ist sehr individuell», sagt sie. Grundsätzlich haben Eltern eine natürliche Intuition, die ihnen hilft, die Signale ihrer Babys oder Kindern richtig zu deuten. Bei Schulkindern bildet die morgendliche Aufstehzeit einen Richtwert, um den Schlafbedarf zu ermitteln. Tendenziell werde der Schlafbedarf der Kinder überschätzt, was zu Einschlafproblemen oder «zerstückelten» Schlaf führen könne. Was bedeutete, dass das Kind nachts immer wieder aufwacht.
Was hilft Kindern beim Einschlafen?
Regelmässige Bett-Routinen helfen Kindern beim Einschlafen. Damit ist gemeint, dass Kinder vor dem Schlafen gehen eine regelmässige Routine haben. Das kann ein Ablauf sein, der jeden Abend gleich aussieht und sich zur selben Zeit abspielt. Zum Beispiel: Pyjama anziehen, Zähne putzen, eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen, schlafen. Diese Routine sollte an den individuellen Schlafbedarf angepasst sein. Ob natürliche Hilfsmittel, wie beispielsweise ein Lavendelspray oder eine warme Honigmilch, beim Einschlafen helfen, ist wissenschaftlich nicht belegt. «Dient ein solches Hilfsmittel als beruhigendes Ritual, dann ist es ein toller Aspekt», weiss die Expertin. Sie weist auch darauf hin: «Werden Routinen geändert, braucht es Zeit, bis sich die neue Routine etabliert.» Werden Babys beispielsweise zum Einschlafen herumgetragen, werde es nicht von heute auf morgen selbstständig im Bettchen einschlafen können. «Änderungen müssen Schritt für Schritt angepasst werden.»
Ist das Familienbett förderlich für einen gesunden Schlaf?
«Die Entscheidung für oder gegen ein Familienbett ist sehr individuell und sollte jede Familie für sich selbst fällen», sagt Caroline Benz. Die Gesellschaft für Pädiatrie empfiehlt, dass Babys im 1. Lebensjahr aus Sicherheitsgründen in einem eigenen Bettchen oder einem Beistellbett schlafen sollten. Nach zwölf Monaten spreche grundsätzlich nichts dagegen. «Kinder gewöhnen sich an das Schlafen im Elternbett. Möchte dieses Schlafverhalten verändert werden, müssen Eltern ihrem Kind Zeit geben, sich wieder an die neuen Gegebenheiten anzupassen», führt Benz weiter aus.
Wann spricht man von einer Schlafstörung bei Kindern?
Es gibt zwei Arten von Schlafstörungen: die funktionelle und die organische Schlafstörung. Bei funktionellen Störungen handelt es sich um vorübergehende Störungen ohne Krankheitswert. Meistens resultieren sie aus falschen Gewohnheiten, zu langen Bettzeiten oder Hunger. Organische Schlafstörungen sind mit körperlichen Beeinträchtigungen oder deren Folgen verbunden. Das kann beispielsweise eine Epilepsie oder Atemstörung sein. Häufig bemerken Eltern in solchen Fällen eine erhöhte Tagesmüdigkeit. Dann sollte unverzüglich eine Fachperson konsultiert werden.
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«Schlafstörungen sind behandelbar. Viele Verhaltensstörungen können meist durch eine kinderärztliche Beratung betreut und gelöst werden»
Was ist ein Schlafprotokoll?
Kann ein Kind abends nicht einschlafen, wacht es nachts mehrfach auf oder ist es morgens ab fünf Uhr hellwach? Dann empfiehlt es sich, ein Schlafprotokoll zu führen. Dieses dokumentiert das Schlafverhalten des Kindes. Wenn Eltern den Schlafbedarf und den Schlafrhythmus genau kennen, kann dieser – auch mit Hilfe von Fachpersonen – positiv beeinflusst werden. Ein Schlafprotokoll finden Sie auf der Website des Kinderspitals Zürich.