Nicht alle, die schnarchen, leiden an Schlafapnoe – aber fast alle, die an Schlafapnoe leiden, schnarchen. In der Schweiz sind rund zehn Prozent der Bevölkerung von Atemaussetzern im Schlaf betroffen. Philipp Valko, Facharzt für Neurologie, erforscht schlafbezogene Atmungsstörungen und erklärt sie im Allegra-Podcast mit Moderator Fabio Nay.
Schlafapnoe – gefährlicher als Sie denken?
Schlafapnoe ist nicht lebensbedrohlich, aber trotzdem gefährlich. Sie bewirkt, dass sich die Stressachse aktiviert und der Körper dadurch immer wieder aufwacht. Bevor die Patient*innen im Schlaf ersticken, wachen sie in letzter Sekunde auf und können dank der Weckreaktion wieder atmen. Dadurch fühlen sich die Betroffenen oft übermüdet, was im schlimmsten Fall zum Sekundenschlaf beim Autofahren führen kann. Schlafmangel ist neben Alkoholeinfluss die häufigste Unfallursache für Verkehrsunfälle.
Obstruktive oder zentrale Atemaussetzer – wo liegt der Unterschied?
Bei der obstruktiven Form der Apnoe besteht eine Blockade der Atemwege, sei es durch Fettleibigkeit oder eine übermässig grosse Zunge. Zuerst schnarchen die Betroffenen und wenn die Atemwege stark verengt sind oder kollabieren, ist die Rede von einem obstruktiven Atemaussetzer. Bei zentralen Atemaussetzern hingegen liegt die Ursache im Atemzentrum. Dieses Zentrum im Gehirn kann zum Beispiel aufgrund eines Schlaganfalls oder einer Herzinsuffizienz die Atemregulation nicht mehr optimal gewährleisten.
Was passiert während des Schlafs?
Nachts wachen Patient*innen mit schwerer Schlafapnoe mit Atemnot auf und nehmen wahr, wie sie nach Luft ringen. Es gibt aber auch viele Betroffene, die ihre Atemaussetzer nicht bemerken. Tagsüber fühlen sie sich schläfrig und nicht ausgeruht. Sie merken aber nicht, dass sie quasi im Minutentakt ersticken und wieder einschlafen.
Nehmen die Partner*innen Schlafapnoe wahr?
Die Schlafkrankheit kann sich nicht nur durch Schnarchen äussern, sondern auch durch die körperliche Reaktion. Bei langen Aussetzern beginnt die betroffene Person nach Luft zu ringen. Dies führt zu einer heftigen Bewegung des Brustkorbs und ist von aussen sichtbar. In vielen Fällen bleibt Schlafapnoe jedoch unbemerkt, da die Patient*innen einfach ruhig da liegen und kurzzeitig nicht atmen.
Was sind die langfristigen Auswirkungen?
Schlafapnoe beeinträchtigt das Wohlbefinden der Betroffenen auf unterschiedliche Weise: Einige fühlen sich sehr müde, während andere gereizt sind. Manche Männer entwickeln auch sexuelle Funktionsstörungen und erfahren erst durch den*die Urolog*in, dass Schlafapnoe dahintersteckt. Auch Depressionen können mit der Atmungserkrankung in Verbindung gebracht werden.
Für Philipp Valko ist klar, dass ein gesunder Schlaf essenziell für die Konzentration und Leistungsfähigkeit ist. Er rät deshalb zu Vorsorgeuntersuchungen. Falls der*die Ärzt*in die Krankheit diagnostiziert, erreichen die Betroffenen mit medizinischer Unterstützung und Aufklärung eine bessere Schlafqualität. Eine regelmässige Schlafüberwachung und die Anpassung der Lebensgewohnheiten können ebenfalls dazu beitragen.