Die Bevölkerung in der Schweiz wird immer älter. Der Anteil älterer Menschen im Vergleich zu den jüngeren ist einer der Hauptgründe, warum die Gesundheitskosten seit Jahren steigen. Ältere Menschen nehmen öfter medizinische Leistungen in Anspruch. Dazu gehören auch Medikamente. Diese sind in der Schweiz teurer als im Ausland. Ein weiterer Grund ist die Versorgungslage in der Schweiz: Es gibt immer mehr medizinische Fachpersonen, die Leistungen anbieten. Zudem sind die Leistungen tendenziell teurer geworden. Fachleute sprechen von einer Überversorgung.
Für die jährliche Berechnung der Prämien stützt sich der Bund vor allem auf Zahlen aus dem Vorjahr sowie den erwarteten Kosten im laufenden und dem nächsten Jahr.
Warum steigen die Gesundheitskosten weiter an?
Die Gründe für den weiteren Kostenanstieg beschäftigen die Politik und die Gesundheitsbranche schon länger. Als Kostentreiber werden neben den zunehmenden Leistungsbezügen insbesondere der Ärztetarif Tarmed, die Medikamentenpreise sowie die steigenden Pflegekosten genannt.
Über Tarmed werden einzelne Leistungen im ambulanten Bereich abgerechnet. Im stationären Bereich gilt hingegen ein Pauschaltarif. Das Tarifsystem Tarmed stellt gemäss santésuisse, dem führenden Branchenverband, einen Fehlanreiz dar und führt zu einer Über- und Fehlversorgung. Aktuell werden zwölf Milliarden Franken pro Jahr über Tarmed abgerechnet.
Einen Spitzenplatz belegt die Schweiz bei den Preisen für Medikamente: Für patentgeschützte Medikamente zahlen wir gemäss diversen Erhebungen rund neun Prozent mehr als im Ausland – für Generika gar das Doppelte.
Die ambulanten Pflegekosten, die aus der obligatorischen Grundversicherung vergütet werden, steigen seit Jahren an. Dies ist unter anderem auf die Pflege zu Hause zurückzuführen, welche seit einem Bundesgerichtsentscheid durch die Krankenversicherer vergütet werden muss.
Was ist das Rezept gegen steigende Gesundheitskosten?
Der Bundesrat hat bereits im Jahr 2018 ein Programm verabschiedet, das den Kostenanstieg im Gesundheitswesen dämpfen soll. Mit ersten Massnahmen setzte er bei den Preisen für Medikamente und Laboranalysen sowie beim Ärztetarif Tarmed an. Für die weiteren Massnahmen braucht es Gesetzesänderungen, also die Zustimmung des Parlaments. Dieses berät über die Vorschläge des Bundesrats und über zwei Initiativen, welche die Gesundheitskosten eindämmen sollen.
Die möglichen Hebel für Einsparungen sind bekannt, da sind sich der Bund und der führende Branchenverband santésuisse einig:
Die Zahl der Ärzt*innen und Praxen steigt kontinuierlich. Durch das höhere Angebot steigt auch die Nachfrage. Der Bund möchte eine Begrenzung des Überangebots. Santésuisse fordert konkret, dass die Kantone bei Neuzulassungen eine aktivere Rolle spielen.
Im ambulanten Bereich werden die Leistungen einzeln nach dem Ärztetarif Tarmed abgerechnet. Damit wird der Kostenspielraum ausgenutzt. Im stationären Bereich hingegen gilt ein Pauschaltarif, mit dem gleiche Leistungen immer gleich vergütet werden. Branchenvertreter wie santésuisse fordern auch im ambulanten Bereich einen solchen Pauschaltarif.
Der Bund hat hier bereits angesetzt und die Preise für Arzneimittel gesenkt. Das geht santésuisse aber zu wenig weit. Alle Medikamentenpreise sollen regelmässig mit jenen im Ausland überprüft und angepasst werden. Zudem soll der Anteil an verschriebenen Generika deutlich höher werden.
Der Bund prüft regelmässig, ob bestimmte Leistungen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sind und damit von der Grundversicherung übernommen werden. Das Bundesamt für Gesundheit sieht dies als Chance, die Übernachfrage nach Leistungen zu begrenzen. Santésuisse fordert konkret, dass diese Überprüfung beschleunigt und der Leistungskatalog entsprechend angepasst wird.
Was können die Krankenversicherungen tun?
Per Gesetz sind Krankenversicherungen verpflichtet, die Rechnungen ihrer Kundschaft zu kontrollieren, korrigieren und allenfalls zurückzuweisen. Damit verhindern sie unnötige Kosten, die alle Versicherten zu tragen haben. Gemäss Erhebungen können jährlich bis zu 3,5 Milliarden Franken, eingespart werden. Auch neue Angebote können kostensparend sein. Immer mehr Krankenversicherungen bieten in der Grundversicherung alternative Modelle an. Etwa, wenn Versicherte nicht gleich die Hausarztpraxis aufsuchen, sondern sich zunächst digital oder telefonisch von medizinischen Fachpersonen beraten lassen. Auch bieten Krankenversicherungen zunehmend finanzielle Unterstützung für Versicherte, die sich fit halten und so für ihre Gesundheit vorsorgen.
Was kann ich als versicherte Person tun?
Jede Person kann Ihren Teil dazu beitragen, damit die Gesundheitskosten nicht weiter übermässig steigen. Sparen Sie bei Medikamenten und prüfen Sie die Verwendung eines preisgünstigen Generikas. Überprüfen Sie ebenfalls Ihre Arztrechnungen, wählen Sie ein alternatives Grundversicherungsmodell, holen Sie sich im Zweifelsfall oder vor grösseren Behandlungen eine Zweitmeinung ein, nehmen Sie keine unnötigen Leistungen in Anspruch und vor allem eines: tragen Sie Ihrer Gesundheit Sorge.