Lauschige Seeufer, ewiges Eis, seltenes Kalksteingebirge oder historische Passstrassen: Wie wäre es dieses Jahr mit einer Veloreise durch helvetisches Gefilde? Die Schweiz ist ein erstklassiges Land für Veloferien. Ersparen Sie sich den Corona-Stress an der Grenze und gönnen Sie sich und der Umwelt einen überraschend vielseitigen Heimaturlaub.
Der Bündner Kurt Ladner bietet als Swiss Cycling Guide seit vielen Jahren Veloreisen an, die er auf dem Mountainbike oder dem Rennvelo begleitet. ÖKK präsentiert Ihnen eine exklusive Auswahl seiner Lieblingsrouten und wichtigsten Reisetipps.
Die Klassiker
Länger als eine Woche sollten Veloreisen für untrainierte Velofahrerinnen und -fahrer, die nur im Alltag auf dem Zweirad sitzen, nicht dauern. Danach geht es ans Eingemachte – der Spassfaktor sinkt und das Risiko steigt, dass das Zweirad nach den Ferien erstmal im Keller verschwindet.
- Auf befestigten Wegen aus der Ostschweiz ins Berner Oberland (Rennvelo)
Landquart – Kerenzerberg – Walensee – Glarnerland – Muotathal – Brunnen – Schiff nach Beckenried – Sarnen – Glaubenbergpass – Entlebuch – Sörenberg – Glaubenbielenpass – Brünig – Hasliberg – Meiringen – grosse Scheidegg – Thunersee.
Dauer: 4-6 Tage. - Über Stock und Stein im Bündnerland (MTB)
Landquart – Prättigau – Klosters/Davos – Epic Trail nach Filisur – Bergün – Albulapass – Oberengadin – St. Moritz – Berninapass – Alp Grüm – Poschiavo – Oberhalbstein – Lenzerheide.
Dauer: ca. 7 Tage.
Die Geheimtipps auf dem Weg
- Rund um den Thuner- und Brienzersee kommen vor allem die Gümmeler auf ihre Kosten. Die Strassenqualität ist dort ausgezeichnet. Ein Abstecher nach Grindelwald beschert eine atemberaubende Sicht auf die Eigernordwand.
- Für geübte Mountainbiker lohnt es sich, etwas mehr Zeit im Prättigau einzuplanen. Der Panoramaweg am Rätikon an der Grenze zu Österreich beeindruckt mit vertikalen Kalksteinwänden. Insider nennen diese Gegend deshalb auch die «Dolomiten der Schweiz».
Mit der Familie unterwegs
Mehrtägige Touren sind kräftezehrend – und ein potenzieller Motivationskiller für Kinder. Sinnvoller ist es oft, mit der Familie verschiedene Tagesausflüge zu planen. Achten Sie darauf, dass nicht zu viele Höhenmeter überwunden werden müssen und stattdessen ein See auf dem Weg liegt, der zwischendurch zum Badeplausch einlädt.
- Sargans – Walensee, entlang dem Fluss Seez. Die Naturstrasse ist praktisch verkehrsfrei und das Anhalten überall möglich.
- Flims – Rheinschlucht. Der türkisfarbene Caumasee sorgt für Abkühlung. Und die Aussichtsplattform in Conn bietet einen grossartigen Blick auf den «Grand Canyon der Schweiz».
- Pontresina – Morteratschgletscher, inmitten der Bergwelt des Piz Bernina und Piz Palü. Beim Gletscher können die Kinder das ewige Eis berühren.
Die Packliste
Gönnen Sie sich abends ein Hotelzimmer und lassen Sie das Zelt zuhause. Gerade für Velofahrerinnen und Velofahrer, die nicht ständig im Sattel sitzen, sind eine Dusche und ein weiches Bett Gold wert und dienen der Erholung. Ihr Gepäck können Sie mit dem Zug oder dem Postauto ins nächste Hotel schicken.
Was aber dennoch auf jeder Tour in den Rucksack sollte:
- eine wärmende Jacke
- eine Regenjacke
- ein Erste-Hilfe-Set
- ein Reparaturset
Pflicht sind ausserdem Helm, eine gepolsterte Velohose und Velolampen (v.a. ein Rücklicht bei Strassenvelos).
Die Vorbereitung
Vor den Veloferien steigen Sie idealerweise möglichst oft in die Pedale, um Ihren Körper an die Bewegung zu gewöhnen. Ihr Velo muss in einwandfreiem Zustand sein. Bringen Sie es, wenn nötig, ins Fachgeschäft für einen kleinen Service. Ein Bikefitting, bei dem Ihr Velo optimal auf Sie abgestimmt wird, ist ebenfalls sinnvoll. ÖKK beteiligt sich im Rahmen der Zusatzleistung BikeBonus an den Kosten. Profitieren können Sie auch bei Reparatur- oder Fahrtechnikkursen, die Sie vor Ihrer grossen Veloreise absolvieren.
Haben Sie die ideale Route gewählt und sind Sie gut vorbereitet, dann heisst es: Geniessen! Sie verbringen Ihre Ferien draussen in der Natur und sind aktiv – bessere Erholung gibt es nicht. Und weil Sie den ganzen Tag Kalorien verbrennen, können Sie sich abends am Hotelbuffet ohne schlechtes Gewissen eine Extraportion Dessert gönnen.
Kurt Ladner
Der Prättigauer Kurt Ladner ist ausgebildeter Velomechaniker und Swiss Cycling Guide. Er gehört zu den Schweizer Mountainbikern der ersten Stunde.
Foto: Thomas Hablützel