Die Firma Hamilton stellt in Graubünden Beatmungsgeräte, PCR-Testanlagen sowie Sensoren für die Herstellung von Impfstoffen her und verschickt diese in die ganze Welt. Um der hohen Nachfrage in der Pandemie nachzukommen, wurde die Produktion in kürzester Zeit ausgeweitet. Eine Herausforderung – auch für die Personalabteilung.
Im Frühjahr des Jahres 2020 stellt die Corona-Pandemie unser Leben auf den Kopf, privat wie beruflich. Viele Betriebe müssen vorübergehend schliessen und ihre Mitarbeitenden in Kurzarbeit schicken. Anders die Firma Hamilton: Sie sucht in dieser Zeit intensiv nach Personal, um der stark steigenden Nachfrage nach Beatmungsgeräten, von PCR-Testanlagen sowie Sensoren zur Impfstoffherstellung nachzukommen. Ende des Jahres 2019 betrug die Anzahl Mitarbeitende bei Hamilton in der Schweiz rund 1’200, innerhalb weniger Wochen wuchs die Firma auf 1’600 Mitarbeitende an.
«Wir brauchten Personal, andere Branchen nicht – eine Win-Win-Situation.»
Gianina Viglino-Caviezel ist zu dieser Zeit Personalverantwortliche bei Hamilton (heute CFO & Vice President Shared Services) und spricht rückblickend von einer Win-Win-Situation. «Wir brauchten Personal, während andere Branchen ihres aufgrund der Corona-Restriktionen nicht arbeiten lassen konnten. In dieser schwierigen Lage konnten wir Hand bieten.»
Von der Zahnärztin bis zum Coiffeur
In der Produktion stellte Hamilton rund 100 Mitarbeitende mit temporären Arbeitsverträgen an. Diese stammten aus ganz unterschiedlichen Branchen. «Wir hatten Anfragen aus dem Gastrobereich, von Industriebetrieben, aber auch aus der Zahnmedizin, von einer Kosmetikerin und einem Coiffeur», erklärt Gianina Viglino-Caviezel. «Viele haben in der Zeitung gelesen, was Hamilton in der Pandemie für einen Beitrag leistet und wollten Teil davon sein.» An neue Mitarbeitende zu kommen, sei nicht die Herausforderung gewesen, sondern vielmehr das enorme Tempo. Die heutige Personalverantwortliche Daniela Gialluca war für den Einstellungsprozess verantwortlich. «Jede und jeder in unserem Rekrutierungs-Team führte zu dieser Zeit fünf bis sieben Bewerbungsgespräche pro Tag. Und dies unter neuen Bedingungen. Denn auch im Personalwesen fand alles nur noch digital statt.» Hinzu kam die Herausforderung, die vielen neuen Mitarbeitenden in den Produktionsprozess einzuarbeiten, während die Produktion auf Hochbetrieb lief.
Betrieb rund um die Uhr
Jedes fünfte Beatmungsgerät weltweit, das in Zusammenhang mit dem Coronavirus zum Einsatz kommt, wurde laut eigenen Angaben von Hamilton produziert. 60 Prozent aller grossen PCR-Testanlagen weltweit stammen ebenfalls aus diesen Produktionshallen. Und sämtliche Corona-Impfstoffe würden mit Sensoren von Hamilton hergestellt.
«Es hat die Mitarbeitenden mit Stolz erfüllt, in dieser schwierigen Phase einen Beitrag für die Welt zu leisten.»
Um dieses enorme Pensum zu leisten, wurde die Produktion umgekrempelt. Es gab neue Schichten – zu Spitzenzeiten auch am Wochenende und in der Nacht – und teilweise wurden parallele Produktionsstrassen aufgebaut. Das Personal musste umverteilt oder in anderen Gruppierungen zusammengesetzt werden. Das Verständnis für diese Veränderungen sei stets gross gewesen. Daniela Gialluca und Gianina Viglino-Caviezel spürten einen wachsenden Teamgeist und eine grosse Bereitschaft. «Es hat die Mitarbeitenden mit Stolz erfüllt, in dieser schwierigen Phase einen Beitrag für die Welt zu leisten», so Viglino-Caviezel. Daniela Gialluca ergänzt: «Alle haben sich gegenseitig geholfen. Was wir auf menschlicher Ebene erlebt haben, war toll.» In diesem intensiven Arbeitsalltag hätten die Mitarbeitenden zudem gemeinsame Momente erlebt, die sie nicht so schnell vergessen werden. Zum Beispiel, als Super Pumas der Schweizer Armee neben dem Werk in Domat/Ems landeten, um Beatmungsgeräte abzuholen. «Das ging wie ein Lauffeuer durch die Firma.»
Wachstum hält an
Derzeit beschäftigt Hamilton in der Schweiz rund 1’500 Festangestellte – 300 mehr als vor der Pandemie. Die Nachfrage in Bezug auf die Pandemiebekämpfung ist inzwischen nicht mehr ganz so hoch. Dennoch würden diese Mitarbeitenden auch in Zukunft benötigt. «Wir haben eine breite Palette an Produkten», sagt Gianina Viglino-Caviezel. «Zudem werden wir weitere Innovationen auf den Markt bringen. Wir haben noch einiges in der Pipeline.» Somit dürfte Hamilton weiter wachsen, auch im Personalbestand – unabhängig von Pandemien. So, wie es die Bündner Firma in den letzten 20 Jahren kontinuierlich getan hat.