Im Sommer 2011 steckt der damalige Schweizer NHL-Star Jonas Hiller in der schwersten körperlichen Krise seines Lebens. Der Goalie der Anaheim Ducks leidet unter unerklärlichen Schwindelanfällen. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Gleichgewicht geraten. In Anaheim kennt er mittlerweile jede ärztliche Fachperson. Sie sprechen von einer Hirnerschütterung, dann von Übermüdung, dann von einem Virus – nichts davon bestätigt sich. Eine Hoffnung bleibt Hiller: Robin Städler, sein ehemaliger Athletiktrainer beim HC Davos. Im Allegra-Podcast erzählt Städler unter anderem, wie er Hiller wieder in Balance brachte.
Gleichgewichtstraining beim HC Davos
In Robin Städlers Leben hat sich schon immer alles um den Sport gedreht. Schon früh interessiert ihn das Krafttraining. Nach fünf Jahren als Konditionstrainer bei Swiss-Ski kehrt Städler 2001 nach Graubünden zum HC Davos zurück, wo er auf den jungen Jonas Hiller trifft. Der HCD ist ein erfolgreiches Team – aber auch eines mit hohem Verschleiss. Viele Spieler leiden unter Knie-, Leisten- und Rückenproblemen. Städler findet die Ursache im Kraftraum: zu viel Gewicht auf den Hantelstangen, zu wenig Stabilität im Rumpfbereich. Für den Experten gehört der Rumpf zur wichtigsten Muskelgruppe im Körper. Im Gleichgewicht, so Städlers These, lässt sich der Trainingseffekt ohne Verschleisserscheinungen steigern und gleichzeitig der Rumpf stärken.
Ursprünge des Balance-Boards
So entwickelt Robin Städler die Methode des «balancierenden Krafttrainings», in der das körperliche Gleichgewicht das wichtigste Instrument ist. Noch als Fitnesstrainer beim HCD konstruiert er den Prototyp für ein passendes Trainingsgerät: ein Holzbrett als Standfläche, die auf einer Aluminiumrolle liegt. Darauf lassen sich alle bekannten Kraftübungen machen, und oft reicht schon das Körpergewicht aus, damit der Schweiss fliesst. Denn balancierend zu trainieren, fordert nicht nur einseitig die Muskeln, sondern die gesamte Körperspannung sowie die Psyche. Erst wenn alle Bewegungsabläufe stimmten, liessen sich Intensität und Belastung erhöhen. Deshalb eignet sich Städlers Balance-Board, das sich durch Zubehör ausbauen lässt, auch für die Physiotherapie.
Sypoba – System Power in Balance
2004 macht sich Robin Städler selbstständig. Seine neue Firma nennt er so wie das Trainingsgerät, das er in Davos erfunden hat: Sypoba – System Power in Balance. Mit wenig Geld, dafür mit umso mehr Überzeugung bringt er es auf den Markt. Die ersten Exemplare hat er in seinem Wohnzimmer sogar selbst bemalt. Städler führt Breitensportler*innen in seine Trainingsphilosophie ein und verhilft Profiathlet*innen bis heute zu ihren Erfolgen. Darunter sind die ehemalige Eiskunstläuferin Sarah van Berkel-Meier, Schwinger Armon Orlik, Langläufer Beda Klee – oder eben NHL-Profi im Ruhestand Jonas Hiller.
Wundermittel Balance
Schon nach drei Wochen Sommertraining bei Robin Städler ist Hiller wieder im Gleichgewicht. Er fühlt sich so fit, dass er pünktlich zum Saisonbeginn der Anaheim Ducks gegen die Buffalo Sabres auf dem Eis steht. In der folgenden Saison wird er der NHL-Goalie mit der meisten Eiszeit sein.
Kundenmagazin Clever 1/2024
Dieser Beitrag erschien im Kundenmagazin Clever. Entdecken Sie noch weitere Beiträge zum Thema Gleichgewicht. Zum Beispiel, wie unser Gleichgewichtsorgan funktioniert.