«Ein Klartraum ist wie eine simulierte Welt aus Star Trek», sagt Daniel Erlacher. Er ist Sportwissenschaftler an der Universität Bern und hat sich spezialisiert in der Traum- und Schlafforschung. Die Geschehnisse im eigenen Traum zu steuern, kann einerseits absurd sein oder Spass machen. Andererseits ist es für Sportler*innen wertvoll, um motorisch zu lernen. «Manche schwimmen in Pudding für ein besseres Körpergefühl», erzählt Erlacher im Allegra-Podcast.
Klartraum oder normaler Traum?
Per Definition liegt ein Klartraum – auch luzider Traum genannt – vor, wenn die bewusste Erkenntnis darüber besteht, dass geträumt wird. Die Grenzen sind jedoch etwas fliessend. Es gibt Menschen, die zwar den Erkenntniszustand im Traum erlangen, jedoch Schwierigkeiten haben, aktiv in das Traumgeschehen einzugreifen.
Klar träumen – wie fühlt sich das an?
Eigentlich kennen das alle aus ihren normalen Träumen: Es ist praktisch eine simulierte Welt, wie aus einem Science-Fiction-Film. Mit dem Unterschied, dass die meisten Leute aufwachen und sich wundern, was sie geträumt haben. Beim Klartraum hingegen ist es möglich, das Traumgeschehen aktiv zu gestalten.
Den Weg zum Klartraum finden – aber wie?
Der erste Schritt besteht darin, Traumelemente zu identifizieren – also wovon träumt die Person häufig? Angenommen, sie träumt oft vom Skifahren, folgt der Realitätstest: Immer, wenn das Thema Skifahren auftaucht, prüft die Person, ob sie gerade schläft oder nicht. Sie kann dies mit etwas Abstraktem testen, das nur im Traum funktioniert. Beispielsweise den Finger durch die Handfläche stecken. In diesem Moment ist die Person kritisch-reflektierend. Mit der Zeit verbindet das Unterbewusstsein das Skifahren und den Realitätstest, sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf. Geht der Finger plötzlich durch die Hand, weiss die Person, dass sie klarträumt.
Wie funktioniert das bei Sportler*innen?
Da ein Klartraum eine Gedächtnisleistung ist, können Sportler*innen wie im Wachzustand trainieren. Je mehr Erfahrung vorhanden ist, desto besser fühlt sich die Sportübung im Traum an. Bei erfahrenen Kunstturner*innen wirken beispielsweise auch die G-Kräfte, weil sich das Unterbewusstsein die Physik aus der Realität vorstellt. So üben einige ihre Sprünge in Zeitlupe und andere schwimmen in Pudding – mit dem Ziel, ihre Technik und ihr Körpergefühl zu verbessern.
Mit Medikamenten klarträumen – geht das?
Im Internet werden Medikamente angeboten, die das Klarträumen angeblich fördern sollen. Die Studien dazu sind nicht gut belegt, weshalb solche Pillen weder eingenommen noch bestellt werden sollten. Dasselbe gilt für Stromstimulatoren fürs Gehirn. Wer sich mit luziden Träumen beschäftigen möchte, findet in den Werken vom amerikanischen Psychologen Stephen LaBerge verschiedene Techniken.