Es geht abwärts. Ziemlich steil abwärts. Nino Schurter, der beste Mountainbiker der Welt, lenkt sein Bike über Wurzeln und Gestein. Er ist so stolz. Nicht wegen jubelnder Fans entlang des Trails oder eines nahen Sieges sondern wegen Lisa, seiner fünfjährigen Tochter. Die Kleine fährt vorweg – souverän und furchtlos wie eine Grosse. Ab und zu ruft ihr Papa: «Bravo, Lisa!», «Versuch, wieder aufzustehen!» oder «Achtung, Jump!».
Family first
Ausflüge wie dieser sind für den Olympiasieger Gold wert. Denn Nino Schurter ist durch und durch Familienmensch. Selbst wenn Trainingsplan und Rennkalender voll durchgetaktet sind – für seine Frau Nina und Tochter Lisa nimmt sich der Spitzensportler die Zeit, die er und seine Familie brauchen. Besonders gern unternehmen die Schurters – wie könnte es anders sein – eine Bike-Tour zu dritt. Nina und Nino treten auf dem Tandem in die Pedale, Lisa auf ihrem eigenen Bike.
Seit einiger Zeit radeln der grosse Nino und die kleine Lisa aber auch zu zweit los. Immer im Gepäck: Proviant und ein Abschleppseil, falls Lisa Unterstützung wünscht. Am liebsten steuern die beiden «ihr» Bänklein auf dem Churer Mittenberg an. Dort rast der Weltstar an einem Trainingstag in 16 Minuten 10 Sekunden hoch, manchmal mehrmals pro Tag. Im Team mit Lisa aber spielt Tempo keine Rolle, der Aufstieg zu zweit dauert gut 40 Minuten. Oben angekommen geniessen Vater und Tochter die grandiose Aussicht auf die Bündner Hauptstadt, beobachten die Kühe und stärken sich mit einem Apfel für die rasante Abfahrt nach Hause.
Dieser Beitrag ist im ÖKK Kundenmagazin «clever» erschienen. Hier finden Sie die gesamte Ausgabe mit weiteren spannenden Artikeln.
Zu Gast bei ÖKK
«Gestern wollte Lisa direkt nach dem Kindergarten auf eine Bike-Tour. Ich konnte sie zum Glück überzeugen, vorher noch etwas zu essen», erzählt Nino Schurter. Der Olympiasieger ist zu Gast bei ÖKK, um eine neue Folge des Podcasts «Allegra» aufzuzeichnen. In Hoodie, Jeans und Sneakers sitzt er entspannt am Mikrofon.
Nino Schurter, wie sieht der Familienalltag eines Olympiahelden aus?
Wir stehen um 7.40 Uhr auf und frühstücken. Dann begleite ich Lisa ein Stück weit in den Kindergarten und starte mit dem Morgentraining, zum Beispiel im Kraftraum. Nach dem Mittagessen zu dritt folgt eine zweite Trainingssession. Am Abend mache ich Feierabend – wie jeder andere auch. Wir essen zusammen und spielen «Uno».
Das tönt nach einem ganz normalen Familienalltag ...
Ja, das ist für mich sehr wertvoll. Denn als Profisportler gibt es ständig etwas zu tun – noch rasch dehnen oder auf der Faszienrolle die Muskeln bearbeiten. Abschalten ist nicht einfach. Dank meiner Tochter Lisa gelingt mir die Umstellung besser. Denn im Familienalltag gibt es Aufgaben, die einfach erledigt werden müssen. Das hilft, wirklich abzuschalten.
Einfach Nino
Ob Wäsche waschen, staubsaugen oder kochen – der gelernte Mediamatiker packt im Haushalt mit an. Erst recht, weil seine Frau Nina krankheitshalber immer wieder auf Entlastung angewiesen ist. Gut, dass die Familie auf die Unterstützung von Ninos Eltern und Geschwistern zählen kann. Der Zusammenhalt ist gross: Man ist füreinander da, freut sich für- und miteinander – gerade auch, wenn Nino Schurter wegen Trainingscamps oder Wettkämpfen weit weg von zu Hause ist.
Warum ist Familie so wichtig für dich?
Nina und Lisa, aber auch meine Eltern und beiden Geschwister geben mir Kraft und holen mich zurück in die Realität. Das ist wichtig. Denn das Leben als Athlet ist manchmal kurios: Da ist alles so minutiös organisiert, dass einem selbst nur noch etwas übrigbleibt: zu funktionieren. In meiner Familie aber bin ich einfach Nino und muss – oder besser: darf – wie alle anderen walten und schalten.
Wie hat sich das Vaterwerden auf deine sportliche Leistung ausgewirkt?
Zuerst hatte ich Angst, all das zu verlieren, worauf ein Athlet grossen Wert legt – den Schlaf oder die Erholungsphasen. Stattdessen habe ich mit Lisas Geburt gelernt: Es gibt Wichtigeres im Leben als den Sport. Diese Erkenntnis macht mich gelassener und nützt mir als Profisportler sehr, zum Beispiel im Umgang mit einem schlechten Resultat.
Für manche Eltern ist die Familie ein Energieräuber. Für dich aber ist sie eine Kraftquelle. Wie machst du das?
Ich bin einfach happy, eine Familie und ein schönes Daheim zu haben. Dieses Glück mache ich mir immer wieder bewusst. Denn nur, wer zufrieden mit seinem Leben ist, hat die Kraft, sein Bestes zu geben.
Nino Schurter
Nino Schurter (35) ist Olympiasieger, mehrfacher Weltmeister und Weltcup-Gesamtsieger. Aufgewachsen als jüngstes von drei Geschwistern, begeisterte er sich schon früh für Sport und Natur. Besonders angetan waren die Männer im Hause Schurter – Nino, sein Bruder und Vater – vom Biken. Diese Leidenschaft verbindet die drei bis heute: Nino wurde Profibiker, Bruder Mario Inhaber einer Bike-Schule in der Toskana und Vater Ernst Trail-Bauer. Der Mountainbiker ist ein Fan von Gadgets und gutem Kaffee und lässt sich derzeit zum Helikopterpiloten ausbilden. Als Premiumsponsorin von Nino Schurter fiebert ÖKK mit ihm und seinen Fans mit.
Mehr über Nino Schurter erfahren Sie in unserem Podcast.