Herr Dr. Nydegger, wie finden Patient*innen nach einer Hüftgelenkoperation möglichst rasch zurück ins körperliche Gleichgewicht?
Am Standort Zollikerberg lernen Patient*innen durch Physio- und Ergotherapie, wieder sicher zu gehen und im Alltag selbstständig zurechtzukommen. Ist die Wunde ganz verheilt, kann die Physiotherapie auch im Wasser stattfinden. Das entlastet die Gelenke und Muskeln, fördert die Beweglichkeit und lindert die Schmerzen. Unser Ansatz ist eine Mischung aus angeleiteter Therapie und instruierter Eigenaktivität.
Wie sehr ist eine erfolgreiche Rehabilitation Kopfsache?
Je positiver jemand die Rehabilitation angeht, desto besser kann sich diese Person mental auf die neue Situation einlassen und therapeutische Anweisungen umsetzen. Das macht die Rehabilitation für alle Beteiligten angenehmer. Dennoch dauert die Genesung mindestens drei Monate, in denen die Wunde heilt, das Implantat sich mit dem Knochen verbindet und die Muskeln aufgebaut werden.
Welche Tipps geben Sie Patient*innen für die selbstständig Rehabilitation zu Hause?
Da ein künstliches Gelenk normalerweise direkt nach der Operation voll belastet werden darf, ist Bewegung entscheidend. Anfangs sollte sie gelenkschonend sein: zum Beispiel Spaziergänge oder leichtes Velofahren. Ab Woche zwölf kann man sich frei bewegen und Sport treiben, sofern Kraft und Gleichgewicht es erlauben.
Gewisse Patient*innen setzen zur Schmerzlinderung jahrelang auf Ayurveda. Ist Komplementärmedizin auch in der Rehabilitation sinnvoll?
Ich bin überzeugt vom Nutzen unterschiedlichster Formen der Medizin in der Reha. Bei Zurzach Care bieten wir zum Beispiel auch Garten- oder Lichttherapie an. Am Standort Zollikerberg wäre die Auslastung eines komplementärmedizinischen Angebots allerdings zu klein. Wenn Patient*innen gute Erfahrungen mit Komplementärmedizin gemacht haben, empfehle ich ihnen gerade in der Nachbehandlung, weiter auf diese Methoden zu setzen.
Wird mit dem Fortschritt der Medizin auch die Reha kürzer?
Der stationäre Aufenthalt im Spital und in der Reha dauert nach einer Hüftprothesenoperation durchschnittlich drei Wochen – genau gleich lang wie vor 20 Jahren. Allerdings ist heute die Akutphase im Spital kürzer, dafür die Rehabilitation länger, weil die Patient*innen im Schnitt älter und gebrechlicher werden. In der Reha beschäftigen uns operationsbedingte Nebendiagnosen oft mehr als der primäre Grund für die Operation. Deshalb ist die Nähe von Akutspital und Rehaklinik, wie am Zollikerberg, so sinnvoll.
Dr. med. Alexander Nydegger ist Rehabilitationsmediziner und Chefarzt der Rehaklinik Zollikerberg von Zurzach Care.