Die Haut schützt unseren Körper vor Verletzungen und Umwelteinflüssen. Je nach Körpergrösse wiegt die Haut bis zu zehn Kilogramm und ist das grösste menschliche Organ.
Wann sollte man zur Dermatologin oder zum Dermatologen?
Sind Sie unsicher, ob Sie eine Auffälligkeit auf Ihrer Haut einer Fachperson zeigen sollten? Der Dermatologe Martin Glatz empfiehlt hilfreiche Entscheidungskriterien: «Stört Sie die Stelle, indem sie juckt, brennt, schmerzt oder sogar blutet, sollten Sie eine Dermatologin oder einen Dermatologen aufsuchen. Die meisten Menschen haben ein gutes Gespür für ihren Körper. Kommt Ihnen ein Hautausschlag seltsam vor, sollten Sie auf Ihr Gefühl hören und die Stelle sicherheitshalber einer Fachperson zeigen.»
Die Haut übernimmt verschiedene überlebenswichtige Funktionen in unserem Körper. Nebst dem Schutz vor äusseren Einflüssen wie UV-Strahlung, Keimen und Kälte stellt sie auch sicher, dass keine lebenswichtigen Substanzen oder Nährstoffe aus dem Körper austreten. Zudem reguliert sie die Körpertemperatur und ist beteiligt, wenn wir Reize empfinden – angenehme oder schmerzhafte.
Genauso vielseitig wie die Aufgaben der Haut sind auch mögliche Erkrankungen. Martin Glatz spricht von drei Untergruppen: Infektionen, entzündliche Hauterkrankungen und Hautkrebs.
Neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten
Infektionen werden laut dem Dermatologen durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten verursacht. Auf der Haut können sie sich unterschiedlich äussern, beispielsweise durch Rötungen, Schwellungen, Überwärmungen oder Schmerzen. «Wird eine Infektion festgestellt, versucht man den Erreger zu identifizieren und die Infektion mit einem entsprechenden Medikament, etwa Antibiotika, Virusmedikamenten oder Antimykotika (gegen Pilze), zu behandeln und zu heilen», so der Experte. «Bei Bakterien, Pilzen und Parasiten ist meist eine vollständige Heilung möglich. Handelt es sich jedoch um einen viralen Erreger wie Herpes, können oftmals nur die Symptome behandelt werden. Der Erreger bleibt in unserem Körper.»
Auch bei chronischen entzündlichen Hauterkrankungen sei die Ursachenbekämpfung kaum möglich, die Symptomunterdrückung jedoch schon. «Entzündungen äussern sich normalerweise als gerötete und juckende Ekzeme. Die Entstehung einer solchen Hautkrankheit kann durch eine erbliche Vorbelastung begünstigt werden. Da eine dauerhafte Heilung heutzutage meist noch nicht möglich ist, liegt der Fokus auf der Unterdrückung der Symptome.» Dazu werde oftmals auf antientzündliche Therapien gesetzt, beispielsweise mit Kortison. Doch der Experte beobachtet eine Veränderung: «In der Behandlung von Hautkrankheiten hat sich in den letzten 25 Jahren viel getan. Bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte werden beispielsweise vermehrt Biologika oder Small-Molecules eingesetzt. Diese Medikamente greifen gezielt in den Entstehungsmechanismus einer Krankheit ein.»
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«In der Behandlung von Hautkrankheiten hat sich in den letzten 25 Jahren viel getan.»
Nicht nur im Bereich der Therapie haben sich in den letzten Jahren neue Möglichkeiten ergeben. Mit der Digitalisierung und den leistungsstarken Kameras von Smartphones kommen Betroffene bei Hautproblemen rasch zu einer professionellen Einschätzung. «Erhalten wir Fotos mit guter Bildqualität und eine genaue Beschreibung der Symptome, ist es uns Dermatologinnen und Dermatologen inzwischen möglich, bei Infektionen oder Entzündungen über digitale Plattformen eine seriöse Verdachtsdiagnose und eine Handlungsempfehlung abzugeben», erklärt Martin Glatz. Er ergänzt seine digital gestellte Diagnose und Handlungsempfehlung meist mit dem Hinweis, dass der Hausarzt oder eine Spezialistin aufgesucht werden sollte, falls die Beschwerden nach einer bestimmten Zeit nicht abgeklungen seien – wie dies auch analog geschehen würde.
Medizinische Entwicklung bei Hautkrebs
Laut der Krebsliga Schweiz wird zwischen weissem und schwarzem Hautkrebs unterschieden. Während der weisse, weniger gefährliche Hautkrebs meist nur oberflächlich auftritt und durch chirurgische Behandlungen entfernt werden kann, kann der schwarze Hautkrebs (Melanom) Metastasen bilden und verlangt oft tiefergehende Therapien.
Martin Glatz beobachtet gerade im Bereich des weissen Hautkrebses einen Anstieg der Fälle: «Heute gibt es bedeutend mehr Fälle als noch vor 50 Jahren. Ein Grund dafür ist, dass die Menschen älter werden und entsprechend im Verlauf ihres Lebens mehr UV-Strahlung ausgesetzt sind. Diese lässt das Hautkrebsrisiko steigen.»
Durch den medizinischen Fortschritt werde jedoch die Behandlung von Hautkrebs immer besser. «Vor 25 Jahren gab es bei der Diagnose Melanom nur geringe Heilungschancen. Heute sind diese bedeutend höher, da es für einige Arten von schwarzem Hautkrebs sehr gute Therapiemöglichkeiten gibt.»
Prävention
Um Hauterkrankungen vorzubeugen, sei Sonnenschutz ein wichtiger Faktor, so der Dermatologe. Die Sensibilisierung könne nicht früh genug beginnen: «Der Ursprung von Hautkrebs liegt meist schon viele Jahre vor dessen eigentlichem Auftreten. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche schon früh lernen, wie man sich richtig gegen die Sonneneinstrahlung schützt.»
Bei Familien, in welchen entzündliche Erkrankungen wie Neurodermitis häufig auftreten, empfiehlt der Experte präventive Pflege der Haut durch regelmässiges Eincremen. So könne bei Kindern, die (noch) keine Entzündungen aufweisen, die Entstehung des Ekzems verhindert werden.
Mit diesen Präventionsmassnahmen können Sie Ihren Teil dazu beitragen, dass Ihre Haut gesund ist und Ihren Körper erfolgreich schützen kann.
Dr. Martin Glatz
Dr. Martin Glatz ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie sowie Facharzt für Allergologie und klinische Immunologie. Er leitet zusammen mit Dipl. med. Peter Bures die Facharztklinik allergie+haut2 in Uster, welche auf die Haut, Allergien und das Immunsystem spezialisiert ist. Ausserdem bearbeitet er Anfragen zu Hautproblemen, welche über die digitale Plattform OnlineDoctor gestellt werden.
Quellen:
- Krebsliga Schweiz (2021): Hautkrebs / Helle Hautkrebsarten (Weisser Hautkrebs).
- Krebsliga Schweiz (2021): Hautkrebs / Melanom (Schwarzer Hautkrebs).
- Benedetti, Julia (2019): Biologie der Haut. Struktur und Funktion der Haut. In: MSD Manual. Ausgabe für Patienten.
- Krampe-Scheidler, Anne (2020): Der Aufbau der Haut. Deutsche Krebsgesellschaft.