Die Angewöhnung ans Wasser fängt bestenfalls schon im Babyalter an. In Babyschwimmkursen wird Kindern der Umgang mit Wasser und die Freude daran wortwörtlich in die Wiege gelegt. Darauf kann später, in weiteren Schwimmkursen, aufgebaut werden.
Babyschwimmen
Der Begriff «Babyschwimmen» trifft die eigentliche Bedeutung des Kurses nicht ganz. Denn Babys lernen mit vier Monaten keinesfalls zu schwimmen. Vielmehr erfahren und entdecken sie das Element Wasser bereits in den ersten Lebensmonaten, was den späteren Zugang zum Schwimmen erleichtert.
«Ziel des Babyschwimmens ist, dass sich die Kinder bereits früh an das Wasser gewöhnen und ihre motorische und geistige Entwicklung gefördert wird», erklärt Alessio Ricci, Schwimmschulleiter des Schwimmclubs St. Gallen. Zu vergessen sind die auf Social-Media-Kanälen kursierenden Videos, in denen gezeigt wird, wie Babys beim Wassertraining einfach ins Wasser geworfen werden. «Auch wenn Babys den Instinkt haben, die Luft anzuhalten, wenn Nase und Mund mit Wasser in Berührung kommen, werden sie behutsam an das Wasser gewöhnt», entwarnt der Schwimmschulleiter. Den sogenannten «Atemschutzreflex» verlieren Babys etwa ab dem sechsten Lebensmonat. Genauso wie den natürlichen Schwimmreflex, bei dem Babys automatisch eine Schwimmbewegung machen, wenn sie an der Wasseroberfläche sind.
Quote
«Kinder, die im Babyschwimmen waren, haben später weniger Angst im Wasser, was das Schwimmenlernen erleichtert.»
Bewegungsabläufe fördern und Bindung stärken
Babys werden im Babyschwimmen von ihren Eltern begleitet. Durch besondere Grifftechniken lernen Eltern ihre Babys festzuhalten und sie durchs Wasser zu führen. In den verschiedenen Positionen, auf dem Bauch oder auf dem Rücken, werden unterschiedliche Muskelgruppen gestärkt und Bewegungsabläufe gefördert.
«Die Babys können in den Armen der Eltern nach Herzenslust strampeln und plantschen. Dabei merkt es, dass es sich vollkommen auf seine Eltern verlassen kann. Das stärkt sein Urvertrauen sowie die Bindung zu den Eltern», erklärt Alessio Ricci. Doch auch für die Eltern sei es ein nachhaltiges Erlebnis: Sie würden lernen, wie sich Babys im Wasser verhalten und bewegen. Dadurch gewinnen sie an Sicherheit. «Kinder, die im Babyschwimmen waren, haben später weniger Angst im Wasser, was das Schwimmenlernen erleichtert», weiss Alessio Ricci aus Erfahrung.
Fakten Babyschwimmkurs
- Alter: nach den ersten paar Lebensmonaten
- Ziel: ans Wasser gewöhnen, motorische und geistige Entwicklung fördern, Bindung und Vertrauen zu den Eltern stärken
- Kursinhalt: Griff-Techniken, Bewegungsabläufe, Plantschen im Wasser
Eltern-Kind-Schwimmen
Auf das Babyschwimmen folgt das Eltern-Kind-Schwimmen. Auch hier steht der spielerische Umgang mit dem Wasser sowie die Bindung zu den Eltern im Vordergrund. «Das Kind lernt dabei, eine positive Verbindung zum Wasser aufzubauen und sich angstfrei darin zu bewegen», führt Alessio Ricci aus. Ein solcher Kurs kann laut Alessio Ricci auch ohne vorgängiges Babyschwimmen besucht werden. Seine Empfehlung für Eltern, die mit ihren Kindern keinen Schwimmkurs absolvieren: «Es ist hilfreich, das Kind zu Hause in der Badewanne ans Wasser zu gewöhnen. Dabei dürfen Eltern ihren Kindern auch mit einer kleinen Giesskanne sanft Wasser über den Kopf giessen.»
Fakten Eltern-Kind-Schwimmen
- Alter: ab zwei bis ungefähr vier Jahre
- Ziel: Sicherheit im Wasser, ins und aus dem Wasser steigen, Schweben und Bewegen im Wasser, Austausch mit anderen Kindern und Eltern
- Kursinhalt: Bewegungsabläufe, Spiel und Spass im Wasser
- Begleitperson: Eltern, Grosseltern, Gotti / Götti – eine Vertrauensperson
Quote
«Wichtig ist es, auf das Kind einzugehen und zu schauen, welche Technik ihm besser liegt.»
Kinderschwimmen
Nun heisst es für Eltern loslassen: Ab ungefähr vier Jahren können Kinder ohne Begleitperson einen Schwimmkurs besuchen. Während mehrerer Lektionen werden Level gerecht die Grundlagen des Schwimmens sowie der sichere Aufenthalt im Wasser vermittelt. Aus seiner Erfahrung weiss Alessio Ricci, dass bei der Wahl, ob das Brust- oder Kraulschwimmen gelernt wird, es kein Richtig oder Falsch gebe. Den einen Kindern liege die eine Schwimmtechnik besser, den anderen die andere. «Wichtig ist es, auf das Kind einzugehen und zu schauen, welche Technik ihm besser liegt.»
Beim Schwimmen üben Kinder nicht nur Geschicklichkeit und Ausdauer, sie gewinnen auch ein grosses Stück an Sicherheit, wenn sie in tiefem Wasser ohne Angst schwimmen können. Neben der Sicherheit kommt der soziale Aspekt hinzu: Die Kinder lernen in einer Gruppe, tauschen sich aus und schauen voneinander ab. «Auch Kinder mit einer Behinderung und Beeinträchtigung gehören in Schwimmkurse – und nicht in Spezialkurse (abhängig der jeweiligen Beeinträchtigung). Inklusion heisst nämlich nicht nur, darüber zu reden, sondern es zu leben und ein gutes Vorbild zu sein», sagt Ricci.
Fakten Kinderschwimmen
- Alter: ab ungefähr vier Jahren
- Ziel: Sicherheit im Wasser, Körperspannung, Schwimmtechniken kennenlernen, lernen in der Gruppe
- Kursinhalt: Grundlagen aufbauend bis zum Beherrschen der kompletten Technik in allen Lagen sowie im Wasser wenden
- Levels: 1 bis 10* (Die Levelbeschreibungen der jeweiligen Schwimmschulen helfen den Eltern, ihr Kind für das passende Level anzumelden.)
Alessio Ricci
Inspiriert von seinen Brüdern und seiner Leidenschaft fürs Unterrichten hat Alessio Ricci zuerst die Ausbildung zum Hilfsleiter und dann zum Hauptleiter absolviert. Heute ist er Schwimmschulleiter der Schwimmschule St. Gallen.