Hin und wieder müssen wir einen Zahn zulegen, fühlen anderen auf den Zahn oder beissen uns an einer schwierigen Aufgabe die Zähne aus. Genauso zahlreich wie die Redewendungen rund um Zähne sind auch die Mythen. Der Zahnarzt Dr. med. dent. Dominik Oberholzer klärt auf.
Gesunde Ernährung = gesunde Zähne
Richtig. «Ernährt man sich gesund, hat man grundsätzlich auch gesunde Zähne und eine gesunde Mundhöhle», sagt Dominik Oberholzer. «Man kann sich aber nicht nur auf die gesunde Ernährung verlassen. Damit die Zähne langfristig gesund bleiben, dürfen die richtige Zahnpflege und regelmässige Vorsorgeuntersuchungen nicht fehlen.»
Je süsser ein Lebensmittel schmeckt, desto schädlicher ist es für die Zähne.
Falsch. «Natürlicher Zucker wird durch die Bakterien in unserem Mund zu Säure umgewandelt. So entsteht ein saures Milieu, das für die Zähne ungesund ist. Die Säure baut den harten und schützenden Zahnschmelz ab und macht die Zähne anfälliger für Karies.» Anders sei das laut dem Experten bei künstlichen Süssungsmitteln. Diese werden nicht zu Säure umgewandelt, weshalb künstlich gesüsste Lebensmittel unschädlich sind für die Zähne – insbesondere jene, auf denen das Zahnmännchen mit dem Schirm abgebildet ist. Für die Zahngesundheit ist es also nicht ausschlaggebend, wie süss ein Lebensmittel schmeckt. Entscheidender ist, ob die Süsse auf natürlichen Zucker zurückzuführen ist oder nicht. Dominik Oberholzer hält fest: «Nachdem Sie beispielsweise Schokolade oder Kuchen gegessen haben, sollten Sie möglichst rasch Ihre Zähne putzen, damit der natürliche Zucker entfernt wird, bevor er zu Säure umgewandelt werden kann.»
Egal, ob Banane oder Apfel – alle Früchte haben denselben Einfluss auf die Zähne.
Falsch. Wie gut eine Frucht für die Zähne ist, hängt davon ab, wie stark sie an den Zähnen klebt und wie viel Säure sie enthält. Dominik Oberholzer erklärt: «Essen Sie eine Banane, bleibt meist mehr davon an den Zähnen kleben als bei einem frischen Apfel. Das gibt dem Fruchtzucker auch mehr Möglichkeit, den Zahn anzugreifen.» Bei stark säurehaltigen Früchten wie etwa Orangen oder Grapefruits greift die Säure den schützenden Zahnschmelz an, welcher vorübergehend weicher wird. Gehen Sie in diesem Moment mit Zahnbürste und Zahnpasta dahinter, beschädigen Sie den Zahnschmelz. Grundsätzlich empfiehlt der Experte, den Mund nach dem Konsum von Früchten erstmal mit Wasser zu spülen. «Da viele Früchte oder Fruchtsäfte viel Säure enthalten, sollten Sie mindestens eine halbe Stunde warten, bevor Sie die Zähne putzen.»
Die Zähne sollten dreimal täglich geputzt werden.
Richtig. Sie sollten Ihre Zähne dreimal täglich systematisch putzen und dabei das Zahnfleisch sanft mitmassieren. «Einmal pro Tag sollten zudem alle Zahnzwischenräume geputzt werden. Ob Sie dazu Zahnseide, kleine Zahnzwischenraumbürsten oder sonst ein geeignetes Instrument benutzen, besprechen Sie am besten mit einer Fachperson», so der Fachmann.
Auch bei künstlichen Zähnen darf die Mundhygiene nicht vernachlässigt werden: «Implantate, Brücken und Prothesen sind Investitionen, die besonders gut gepflegt werden müssen, damit sie nachhaltig sind und die Zahngesundheit gewährleistet ist. Oft gibt es spezielle Hilfsmittel, um verschiedene Zahnrekonstruktionen richtig zu reinigen.»
Dominik Oberholzer erzählt in Folge 22 von «Allegra», wie es um die Zähne der Schweizer Bevölkerung steht und wie Sie Zahnkrankheiten vorbeugen. Ausserdem erfahren Sie in unserem Themendossier noch mehr Wissenswertes rund um die Zähne.
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«Eine schlechte Mundhygiene kann grossen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit haben.»
Kranke Zähne können den Organen schaden.
Richtig. «Eine schlechte Mundhygiene kann grossen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit haben», sagt Dominik Oberholzer. Führen Karies oder Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) zu Bakterienherden im Mund, können diese Bakterien ins Blut und so in verschiedene Organe und an die Gelenke gelangen, wo sie weiteren Schaden anrichten. «Kranke Zähne können das Risiko für Schlaganfälle, Frühgeburten oder rheumatische Erkrankungen erhöhen, wenn sie zusammen mit anderen Faktoren auftreten», so der Experte. «Dieses Wissen nutzt die Medizin heute etwa auch vor einer Chemotherapie oder einer Herzoperation. Eine zahnärztliche Fachperson prüft, ob Bakterienherde im Mund bestehen und entfernt diese allenfalls.»
Wenn das Zahnfleisch blutet, stimmt etwas nicht.
Richtig. Blutendes Zahnfleisch weist immer auf einen vorhandenen Reiz hin. Mögliche Gründe dafür sind laut dem Fachmann Zahnstein, Karies, Verletzungen, aber auch schwere Erkrankungen wie Krebs. Auch in der Schwangerschaft kann es aufgrund der veränderten Hormonlage zu blutendem Zahnfleisch kommen. Da das Zahnfleisch in der Schwangerschaft grundsätzlich anfälliger ist auf Erkrankungen, wird auch in dieser Zeit eine Kontrolle bei einer zahnärztlichen Fachperson empfohlen.
Zurückgebildetes Zahnfleisch wächst nach.
Falsch. Greift man früh genug ein, kann man die Rückbildung stabilisieren, doch das Zahnfleisch wächst nicht nach. Dominik Oberholzer unterscheidet zwischen zwei Arten von Zahnfleischrückbildungen: «Sogenannte Rezessionen entstehen, wenn das Zahnfleisch mechanisch beschädigt wird – durch zu starkes Schrubben oder grossen Druck durch Zähneknirschen – und sich zurückzubilden beginnt. Die zweite Ursache ist starker, unbehandelter Zahnstein. Dieser führt zu Entzündungen, welche eine Rückbildung des Knochens und damit auch des Zahnfleischs zur Folge haben.»
Wenn jemand keine Weisheitszähne hat, ist das abnormal.
Falsch. Weisheitszähne haben ihren ursprünglichen Nutzen verloren. Die harte und sandige Nahrung hat früher dazu geführt, dass die Zähne stark abgenutzt und damit kleiner und schmäler wurden. Entstehen Lücken im Gebiss, rutschen die Zähne immer in der Mitte zusammen. Durch die zusammengerückten, abgenutzten Zähne wurde hinten ein Platz frei für die Weisheitszähne. Heute werden die Zähne durch die Nahrung weniger beansprucht, weshalb es die Weisheitszähne nicht mehr als Lückenfüller braucht. «Die Natur passt sich immer den Gegebenheiten an. Entsprechend kann auch beobachtet werden, dass immer weniger Leute Weisheitszähne haben», so der Fachmann.
Dr. med. dent. Dominik Oberholzer
Dr. med. dent. Dominik Oberholzer ist eidgenössisch diplomierter Zahnarzt und führt seit bald 30 Jahren eine eigene Praxis in Maienfeld.